Häufig werden in der Schule die Unterrichtsinhalte so sehr didaktisch reduziert, dass sie von jeder Schülerin und jedem Schüler in Einzelarbeit gelöst werden können.
Dies entspricht zwar dem Prinzip der individuellen Förderung, geht jedoch komplett an den Anforderungen des 21. Jahrhunderts vorbei.
Außerhalb von Schule sieht sich die Gesellschaft dagegen mit komplexeren Problemen konfrontiert. Die traditionelle Unterrichtsvermittlung genügt diesen Anforderungen nicht mehr. Globalisierung,
Klimaerwärmung oder eine alternde Gesellschaft sind nur einige Beispiele, die von uns eine multiperspektivische Herangehensweise zur Lösung dieser Herausforderungen fordert. Althergebrachte
Lösungsmuster reichen nicht aus, um diese vielschichtigen Herausforderungen zu bewältigen. Design Thinking kann dabei helfen, fächerübergreifendes Arbeiten, losgelöst von einer starren
Unterrichtsrhythmisierung, mit einem innovativen Raumkonzept zu fördern. Design Thinking ist zwar keine neue Wissenschaft, kann aber eine Alternative zum traditionellen Schulalltag darstellen.
Der sechsstufige Design Thinking-Prozess ermöglicht den Lernenden die unterschiedlichen Kompetenzen zu „trainieren“. Sie decken sich mit dem sogenannten 4K-Modell, welches die vier Bereiche
„Kollaboration“, „Kommunikation“, „Kritisches Denken“ und „Kreativität“umfasst:
- Problemlösungs-Kompetenzen im Team („Kritisches Denken“)
- Sozial- und Team-Kompetenzen („Kommunikation“)
- Projekt-Kompetenzen („Kollaboration“)
- Kreatives Selbstbewusstsein („Kreativität“)
- Feedback- und Fehlerkultur
Auch Lehrende können durch Design Thinking in ihrem eigenen Schulalltag einen Nutzen ziehen.
- Unterrichtsvorbereitung:
Design Thinking bietet eine breite Palette bei der Gestaltung von schülerinnen- und schülerzentrierten Unterrichtskonzepten und -materialien, alleine oder im Team. Die Werkzeuge helfen, neue
Denkweisen, Perspektiven und Bedürfnisse in die Unterrichtsvorbereitung einzubinden.
- Unterrichtsgestaltung:
Das Unterrichtssetting der Lehrenden wird durch vielfältige Design Thinking-Instrumente erweitert, die auch im Unterricht eingesetzt werden können. Sie helfen, die Sichtweise der Lernenden
einzunehmen und produktiver zu arbeiten.
Warum nicht auch auf Zeugniskonferenzen oder Besprechungen?
- Feedback- und Fehlerkultur:
Durch offene Feedback-Methoden im Design Thinking lässt sich die Zusammenarbeit von Lehrenden erleichtern und bereichern. Stetiger Austausch professionalisiert den Umgang im Kollegium und macht
den eigenen Unterricht nicht zur „Geheimsache“ hinter verschlossenen Türen.
Durch permanente Iteration der Lehr- und Lernprozesse ist ein „Scheitern“ erwünscht und wird nicht sanktioniert. Die positive Fehlerkultur ist ein Kernelement des Design Thinking-Prozesses.
Fehler sind der Motor für Lernfortschritte und sollten von den Lehrkräften auch als solche gesehen werden.